Die «André Buchers» sind dünn gesät

30.08.2002

300 Jugendliche massen sich am Final des Erdgas-Cups in Romanshorn. Sie kämpften auf der Sportanlage Weitenzelg im Weit- und Hochsprung, im Kugelstossen, im Weitwurf sowie im Schnelllauf. Im Thurgau beteiligten sich nur noch 2000 Jugendliche.

Rudolf Käser

Gestartet, gelaufen, gestürzt, geweint und weitergelaufen. Jenes Mädchen, dem das Pech an den Füssen klebte, kämpfte genauso wie die meisten anderen, welche sich für den Final des Erdgas-Athletic-Cups qualifiziert hatten. Aus rund 2000 Teilnehmern in den Ausscheidungen der Thurgauer Gemeinden qualifizierten sich die je 15 Besten für den Final von Romanshorn. Die Kategoriensieger nehmen am 29. September in Freienbach SZ am nationalen Final teil.

Organisiert wurde der Final durch die LG Oberthurgau. Deren technischer Leiter Werner Dietrich (Riedt bei Erlen) erklärte, dass der ganze von der Erdgas landesweit gesponserte Anlass eine Heerschau der Talente sei. Vor allem bei den Jüngeren würden sich viele Leichtathletik-Trainer nach Talenten umsehen, welche noch nicht in Vereinen dabei seien. Augenfällig waren die Unterschiede im technischen Können. Während im Kugelstossen - hier beteiligten sich vorwiegend ältere Jugendliche - beachtliche Standards festzustellen waren, so sah es in anderen Disziplinen etwas weniger gut aus. «Auffallend ist, dass die Schüler schlechte Wurftechniken aufweisen», stellte Dietrich fest. Fehlen vielleicht die Steinwerfer, welche sich Wurftechniken früher selbst aneigneten? Für diese Defizite macht Dietrich aber auch mit verantwortlich, dass in den Schulen Leichtathletik-Disziplinen immer weniger betrieben werden. Selbst an den Schulsporttagen werden vielfach andere Disziplinen angesetzt.

Wie einst Mirco Spada ...

Leider, so bedauert Dietrich, ist das Interesse an diesem für die Jugendlichen bedeutendsten Wettkampf der schweizerischen Leichtathletik in den letzten Jahren stark rückläufig. Beteiligten sich früher jeweils über 10000 Jugendliche allein im Kanton Thurgau, so waren es in diesem Jahr gerade noch gut 2000. Das nachlassende Interesse zeigt deutlich auf, dass die Leichtathletik grundsätzlich mit Nachwuchsproblemen kämpft. Leute vom Format etwa des 800-m-Weltmeisters André Bucher müssen aus einer viel geringeren Zahl Leichtathleten gesucht werden, als dies früher möglich war. Dabei gab es allein im Thurgau schon Sieger des Erdgas-Athletic-Cups, die später eine erfolgreiche Sportlerlaufbahn einschlagen konnten. Die besten Beispiele waren der Amriswiler Zehnkämpfer Mirco Spada oder der Bob-Olympiateilnehmer Thomas Handschin.

Es braucht Bereitschaft

Von den rückläufigen Teilnehmerzahlen oder Desinteresse an der Leichtathletik war auf der Weitenzelg nichts zu spüren. Die rund 300 Jugendlichen lieferten sich beherzte und engagierte Wettkämpfe. «Fühlst du dich gut?», fragte eine Betreuerin eine Sprinterin nach ihrem Lauf. «Nein, ich war am Start gar nicht bereit», meinte diese zu ihrer mentalen Einstellung. Für Werner Dietrich war der reibungslos und unfallfrei abgelaufene Anlass trotz der Sorgen, welche die Leichtathleten plagen, gelungen. «Der Anlass wickelte sich ohne Pannen ab.»

Aus dem Tagblatt vom Samstag, 30.08.2002
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