Allgemeine Informationen Bobsport





Diziplinen

Die Männer absolvieren Wettkämpfe mit dem Zweier- und Viererbob. Die Frauen, die erst seit einigen Jahren dieser Sportart angehören, messen sich nur im Zweierbob.

Wettkämpfe

Seit 1924 finden Weltmeisterschaften (seit 1929 auch für Viererbobs) statt.

Olympische Geschichte

Bei den ersten offiziellen Winterspielen in Chamonix 1924 wurde der Bobsport olympische Disziplin (Viererbob). In St. Moritz 1928 konnten die Teilnehmer zwischen Vierer- und Fünfer-Bobs wählen, aber alle Medaillengewinner sassen bzw. lagen zu fünft in ihren Schlitten.

Ab Lake Placid 1932, wo die Zweierbobs olympische Premiere feierten, kam es dann zum heute noch üblichen Programm mit Zweier- und Viererbobs.

In Oslo 1952 erlebte der Bobsport eine Zäsur, wohl provoziert durch die extrem schweren deutschen Bobfahrer, die im Vierer ein Durchschnittsgewicht von 118 kg aufwiesen. Das veranlasste den Internationalen Verband, Gewichtslimitierungen einzuzuführen: Zweierbob mit Besatzung nicht schwerer als 390 kg, Viererbob 630 kg. Fehlende Kilo dürfen bis zu diesen Höchstgrenzen mit Ballast ausgeglichen werden.

Der Bobstart - die halbe Miete

Der Bobstart ist ein wesentlicher Faktor für eine gute Endzeit. Damit der Anfangsimpuls beim immerhin 260 kg schweren Gerät möglichst hoch ausfällt, ist eine absolute Synchronität zwischen den Athleten erforderlich. Wenn alle vier Athleten zum gleichen Zeitpunkt ihre Kraft in den Bügel bringen, teilen sich die 260 kg durch vier; der Bob ist nicht mehr so schwer. Wenn hingegen ein Mann zu früh ist, prallt er an die 260 Kilo, wird zurückgeworfen und die Harmonie ist weg. Absolute Synchronität beim ersten Wegdrücken des Schlittens versetzen dem Gefährt einen unheimlichen ersten Impuls.

Die Abläufe am Start sind einfach. Auf das früher übliche Hin- und Herwiegeln des Bobs wird mehrheitlich verzichtet, weil dabei höchstens die Konzentration nachlässt. Nachdem die Ampel auf grün geschaltet hat und somit die Bahn freigeben ist, erfolgt ein Handshake. Der Athlet auf der vierten Position positioniert den Schlitten und meldet sich dann mit dem dem Team bestens bekannten Kommando als bereit. Die restlichen Athleten nehmen nun auch ihre Positionen ein und setzen die Füsse auf dem Eis fest. Der Pilot trifft die Vorbereitungen ruhig, fast gemächlich. Sein Rythmus ist der Mannschaft vom intensiven Sommertraining her vertraut. Nach ein paar Sekunden ertönt das OK-Kommando des Piloten, das dann die Startsequenz einleitet.

Die Art des Angehens an den Bob hängt von den Positionen ab. Der Bremser (Position 4) verfügt über zwei Haltgriffe und läuft hinten zwischen den Flügeln der Verschalung. Die Nummer 2 und 3 verfügen über je einen seitlich abstehenden Haltebügel und sprinten neben dem Bob. Die Anlaufstrecke am Startplatz wird durch einen Balken hinter dem Schlitten begrenzt. Weil der Bügel des Piloten am weitesten vorne liegt, nützt er den ganzen Weg aus und läuft voll in den Griff hinein. Diese Methode bewährt sich vor allem im Zweierbob.

Die Anlauflänge des Teams variiert je nach Bahn und deren Beschaffenheit. Jede Bahn hat ihre eigene Charakteristik: Länge der Startspur, Gefälle oder der weitere Verlauf (ob zum Beispiel bereits nach der Startspur die erste Kurve kommt, was heisst, dass der Pilot sehr früh an den Steuerseilen sein muss). Wichtig ist ein gutes Gefühl dafür, wie lange das Stossen wirklich auch noch etwas bringt. In der ersten Beschleunigungsphase laufen die Athleten mit kurzen Schritten, um sie dann sukzessive zu verlängern. Nun kommt der eigentlich Sprintlauf mit aufgerichtetem Körper, mehr Kniehub und Schrittvorholen. Der Zeitpunkt des Einsteigens hängt davon ab, ob der Druck auf den Bob noch wirksam ist. Der letzte Schritt vor dem Einsteigen soll den Charakter eines agressiven Weitsprungabsprunges haben. Wer den Moment verpasst und sich förmlich auf den Schlitten zieht, bremst natürlich das Gefährt.

Das Einsteigen erfolgt koordiniert in der Reihenfolge der Postionen. Der Pilot springt über die Seitenverschalung hinein, die Nummer 2 und 3 benützen den Seitenflügel, den Abweiser zum Einsteigen, eine relativ schmale Auflage, die man genau treffen muss. Nachdem die Nummer 2 und 3 im Schlitten sind dürfen sie noch nicht ganz absitzen, denn sie müssen noch auf den vierten Mann warten. Sobald dieser sitzt und seine Füsse positioniert hat, kann der dritte und dann der zweite Mann Platz nehmen. Präzision verlangt auch das Absitzen und Einnehmen der richtigen Position. Da muss jeder Griff, jede Bewegung haargenau stimmen. Das kann man in aller Ruhe auch in der Garage üben. Das Ergreifen der Steuerseile durch den Piloten und das Einziehen der Bügel durch den Bremser vervollständigen den Startvorgang. Die Startspur ist reglementarisch vorgegeben, weisst gemäss Juryentscheid eine gewisse Länge auf und mündet ins freie Eis. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte der Pilot die Steuerseile in fester Hand haben. Wichtig ist, dass vor allem der Vorderteil des Schlittens beim Startmanöver in dieser Spur bleibt. In den ersten fünf bis sechs Sekunden zahlen sich die intensiven Vorbereitungen im Sommer aus und fällt eine wichtige Vorentscheidung.

Während der Fahrt

Während der Fahrt liegt es vor allem am Piloten, dass er die schnelle, sichere Linie findet. Aber auch die Mannschaft hinter ihm muss sich ruhig verhalten und mit den Bewegungen des Schlittens mitgehen. Aus aerodynamischen Gründen sehen die Athleten hinter dem Piloten praktisch nichts, der Blick geht nach unten. Die ganze Mannschaft kennt die Bahn vom Training her auswendig und weiss zu jedem Zeitpunkt wo man sich befindet. Wäre dies nicht der Fall und kurz vor einer Linkskurve ist ein Athlet der Ansicht, dass es nun nach rechts geht, kann es sein, dass durch diese falsche Gewichtsverlagerung der Bob von der Ideallinie abkommt, was zu einem Zeitverlust führen würde. Die Mannschaft hat auch noch eine andere wichtige Aufgabe: Sie muss die Fahrt analysieren. Sämtliche Eindrücke während der Fahrt gilt es zu memorisieren. So gilt es jeden Streckenabschnitt zu beurteilen: waren wir zu hoch, zu tief, hatten wir viel oder wenig Druck, gab es Rumpler oder kamen wir sogar etwas zu spät aus einer Kurve, so dass es den Schlitten abstellte und vielleicht sogar knapp einem Sturz entgingen. Dies alles wird innerhalb des Teams, meistens beim Rückstransport an den Start besprochen. So kann der Pilot bei der nächsten Fahrt vielleicht das eine oder andere verbessern.

Persönliche Ausrüstung

Die nachfolgenden Gegenstände gehören zur Grundausrüstung eines Bobfahrers:


Helm Der Kopf wird mit einem konventionellen Helm geschützt. Er schützt bei Stürzen oder bei Schlägen, die während der Fahrt verusacht werden.

Rennanzug Der Rennanzug besteht nur aus einem dünnen Material und hat weder ein Futter noch ein Polster.

Handschuhe Als Kälteschutz und als Schutz vor Verletzungen tragen die Athleten Handschuhe. Die Piloten tragen meistens keine, da sie ohne diese ein besseres Gefühl an den Steuerseilen haben.

Schuhe

Die Schuhe sind im vorderen Fussbereich mit einigen hundert kleinen Nägeln besetzt und garantieren so auf dem Eis eine optimale Haftung.




Schlimmer ist es dann wenn der vor einem sitzende Teamkamerad Bekanntschaft mit diesen Nägeln macht...



Regeln in Kürze

Ab 1929 wurde das Bobfahren auf dem Bauch liegend verboten, wie 1933 die Erwärmung der Kufen. Seit dieser Zeit gibt es auch die Helmpflicht.

Die Bobbahn:
Kunsteis-Bobbahnen müssen mindestens 1200 m lang sein, mindestens fünf genau definierte Kurven enthalten und ein Gefälle von 8 % haben.
Der Bob:
Neben dem Gesamtgewicht sind auch die Abmessungen der Bobs vorgeschrieben. Die Verkleidung der Kufen ist verboten.
siehe auch: Technische Daten
Modus:
Die jeweiligen Nr. 1 der stärksten Verbände werden in einer Gruppe gesetzt. Sieger ist die Mannschaft mit der kürzesten Gesamtzeit aus vier Läufen (bei Welt-meisterschaften, Olympiade und nationalen Meisterschaften, ansonsten 2 Läufe), in jeweils veränderter Startreihenfolge.

Mitentscheidend ist die Anschubkraft, mit der die Bobs in Bewegung gesetzt werden. Deshalb sind heute die (leicht-) athletischen Typen gefragt. Der "Bremser" bremst nur noch nach der Zieldurchfahrt.

Kurioses

Die Sensation in Innsbruck 1964 war der Zweierbob-Sieg der Engländer Nash/Dixon, aus einem Land kommend, in dem es keine einzige Bobbahn gab. Der Italiener Eugenio Monti, als Favorit "nur" Zweiter, hatte ihnen ein Ersatzteil aus dem eigenen Bob überlassen.

Im siegreichen Viererbob in Lake Placid 1932 sass der Amerikaner Edward Eagan, der 1920 Box-Olympiasieger im Halbschwergewicht gewesen war. Er ist der einzige Sportler in der gesamten olympischen Geschichte, der Gold im Sommer und Winter gewann.

In Squaw Valley 1960 fanden erstmalig und einmalig keine Bobrennen statt, da sich die Veranstalter weigerten, eine Bobbahn zu bauen. Begründet wurde dies mit Kostengründen und der Tatsache, dass in einer Umfrage eine zu geringe Beteilung an dieser Disziplin ermittelt wurde.

Verbände

Der Internationale Fachverband (FIBT) wurde 1923 gegründet, ihm gehören 37 Landesverbände an.