Natureisbahn St. Moritz

Die Geschichte der einzigen Natureisbahn-Bobbahn der Welt

Der OLYMPIA BOBRUN ST.MORITZ-CELERINA wurde 1904 in Betrieb genommen. Damit ist der Eiskanal im Oberengadin die älteste Bobbahn der Welt und zugleich die letzte noch übriggebliebene Natureispiste der Erde. Die anderen 13 Bahnen in Europa, Nordamerika und Japan müssen alle künstlich vereist werden, da sie sich nicht in so klimatisch bevorteilter Höhenlage befinden.

Begonnen hat die Geschichte des Olympia Bobrun Ende des letzten Jahrhunderts. Die vorwiegend britischen Wintergäste suchten nach einem Ort für die Ausübung ihrer eben erfundenen Sportart, nachdem sich diese elitären Bobenthusiasten innerhalb des St.Moritz Tobogganing Club mit ihren Kollegen aus dem Skeletonlager wegen der Benützung des Cresta Run in den Haaren lagen. Es dauerte jedoch noch bis ins Jahr 1903, ehe anlässlich eines Gala-Abends eine Sammlung durchgeführt wurde, welche den schönen Ertrag von knapp 11'000 Schweizer Franken ergab.

Unverzüglich wurde der Bau einer Bobbahn projektiert, welche dank der Unterstützung von Alphonse Badrutt auf dem ausgedehnten Areal des Kulm Hotels erstellt und am 1. Januar 1904 mit einem Bobrennen eingeweiht werden konnte. Die eisige Rinne führt heute noch durch den im Sommer so herrlich duftenden Arvenwald vom St. Moritzer Badrutt's Park nach Celerina. Technik und Ausrüstung der Bobsportler haben sich während dem vergangenen Jahrhundert grundlegend verändert; der Verlauf der St. Moritzer Bobpiste ist bis heute mehr oder weniger gleich geblieben.

Neben der weltberühmten "Horse-shoe"-Kurve, welche 1955 mit Natursteinen verstärkt wurde, um dem Druck der immer schneller werdenden Bobs standzuhalten, wurde lediglich der Verlauf der Bahn zweimal leicht angepasst. Nach den Weltmeisterschaften 1957, als die damals schon horrenden Tempi das Bremsen mehr und mehr erschwerten, dachte man daran, den untersten Teil der Bahn abzuändern. Eine Stiftung der Angehörigen von Rennfahrer Alfonso Marquis de Portagover, der zusammen mit seinem Freund Nelson Im Autorennen um die "Mille Miglia" auf tragische Weise verunglückte, erlaubte es dem ST.MORITZ BOBSLEIGH-CLUB diesen Plan zu realisieren. Vom "Leap" weg wurde die Strecke den veränderten Bedingungen angepasst. Eine kleine Rechtskurve, die den Namen "Martineau Corner" trägt - aus Dankbarkeit an die 44 Jahre lange, sehr erfolgreiche Tätigkeit des ehemaligen Clubpräsidenten - brachte die Fahrer in die Ebene und dort in eine weitere Linkskurve, den Portago Corner, kurz vor dem Ziel. Aufgrund diverser Besitztums-Änderungen und der weiter zunehmenden Tempi sah man sich zu Beginn der achtziger Jahre veranlasst, den "Martineau-Corner" rund 20 Meter weiter nach links zu ziehen, womit die Bahn jetzt gegen den Crasta-Hügel hinauf ausläuft. Die mit Spitzengeschwindigkeiten von über 145 Stundenkilometern heranjagenden Bobs werden jetzt auch durch den bergansteigenden Auslauf abgebremst. Der Portago-Corner kam dadurch nach der Zielpassage zu liegen und ist heute auch unter dem Namen Auslaufkurve bekannt. Durch diese Massnahmen wurde die Bahn verlängert und misst heute ungefähr eine Meile.

Die 19 Kurven der Bahn tragen immer noch ausschliesslich englische Namen, wie Wall, Snake, Sunny Corner, Horse-shoe, Shamrock, Dyke, Bridge und Leap. Einzig die drittletzte Kurve des OLYMPIA BOBRUN ST.MORITZ-CELERINA, wie der offizielle Titel heute lautet, wird halbwegs in Deutsch bezeichnet: Gunter Sachs Corner - zu Ehren des seit 1969 amtierenden Präsidenten des St.Moritz Bobsleigh-Club.