Frauenfelder schielen nach Olympia

26.02.2003

Vier Monate nach der Gründung macht der Bob-Club Frauenfeld ernst. Dank einem Joint Venture mit dem Leichtathletik-Club will man Voraus-setzungen für optimale Trainingsbedingungen schaffen.

Thomas Werner

Bob - Olympia 2006 in Turin kommt für die Frauenfelder Bobsportler noch zu früh, aber für 2010 - der Austragungsort der Spiele ist noch nicht bekannt - will man bereit sein. «Wir meinen es ernst», gibt sich Lisa Lüthi, Präsidentin in einem aus neun Frauen bestehenden Vorstand, bestimmt. Angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen und Vorkommnisse an den Weltmeisterschaften in Lake Placid kann frischer Wind aus einem neuen Bob-Zentrum der Schweizer Szene nur gut tun.

In den kommenden Wochen will man in Frauenfeld Grundlagen schaffen, die motivierten und leistungsbereiten Athleten und Athletinnen beste Trainingsbedingungen bieten sollen, um dereinst Schweizer Bobs (wieder) zu Medaillenfahrten anschieben zu können. Der Leichtathletik-Club Frauenfeld (LCF) verfügt landesweit mit über die beste Infrastruktur für ein Ganzjahrestraining. Davon wollen künftig auch die Bobsportler profitieren. Die Bemühungen für ein Joint Venture laufen denn in beiden Vereinen auch auf Hochtouren. Der Bob-Club erhofft sich aus der Zusammenarbeit mit dem LCF aber nicht nur ideale Trainingsbedingungen für seine Mitglieder. Man ist zuversichtlich, auch geeignete Leichtathleten und -athletinnen für Fahrten im Eiskanal zu motivieren und so die Synergien zwischen den Vereinen optimal zu nutzen.

Auch LCF-Präsident Roland Zürcher kann der Zusammenarbeit der beiden Vereine nur positive Seiten abgewinnen. Mit Markus Nüssli und Thomas Handschin hätten zwei LCF-Mitglieder ja in jüngster Vergangenheit bereits für Impulse im Bobsport gesorgt.

Grundlagen für Spitzenathleten

Eine gemeinsame Technische Kommission mit Thomas Handschin (LCF/zuständig für den Nachwuchs), Frank Oswald (BCF/Senioren) und Fritz Burger (BCF/Material) hat unter Leitung von Stephan Ritzler (BCF) dieser Tage die Arbeit aufgenommen. Den Erfolg strebt man in erster Linie mit eigenen Leuten an. «Sollten wir aber mit unserer gezielten und strukturierten Arbeit bei Athleten externer Clubs Aufmerksamkeit erregen, werden wir diese Interessenten mit Sicherheit nicht zurückweisen», erklärt Lisa Lüthi.

Der Bob-Club ist im Begriff von Marcel Rohner und Reto Götschi zwei Dresdner-Schlitten zu erwerben, so dass man ab kommendem Winter über eigenes Material verfügt. Mit dem 18-jährigen Dominic Fäh und «Senior» René Affentranger haben zwei Mitglieder eine Pilotenlizenz. Zwölf «nicht mehr ganz junge Clubmitglieder» (Lüthi) haben zudem diesen Winter die Bobschule von Marcel Rohner und Christian Meili absolviert, knapp die Hälfte erfolgreich. Präsidentin Lüthi lässt aber keine Zweifel offen, dass Plausch und Kameradschaft nur zwei Facetten im Clubleben sein werden. Das Ziel eigene Athleten und Athletinnen an die Weltspitze zu führen, werde konsequent verfolgt. So prüft man auch die Möglichkeit in Frauenfeld eine Anschiebebahn fürs Sommertraining zu erstellen. Es müsse eine «Win-Win-Situation» entstehen, die auch in der Bevölkerung spürbar sei, wünscht sich Peter A. Schifferle (CEO von Bob- und Leichtathletik-Sponsor Sia Abrasives), der bald wieder mehr Freude an den «Böblern» haben dürfte.

Kontakt: lisa.luethi@sia-abrasives.com

Aus der Thurgauer Zeitung vom Mittwoch 26. Februar 2003, Sport
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